Ich habe gestern – gemeinsam mit meiner Frau und einer Arbeitskollegin – zum ersten Mal die Bundesbetreuungsstelle Ost, auch bekannt als „Flüchtlingslager Traiskirchen“ besucht, um mir vor Ort selbst ein Bild der Lage zu machen.
Derzeit stehen auf dem Gelände keine Zelte mehr (d.h. wir haben das Schlimmste nichteinmal zu Gesicht bekommen), das Bild, das sich uns geboten hat, hat mich (und vermutlich auch meine Begleiterinnen) dennoch mehr getroffen, als ohnehin zu erwarten war.
Den Menschen, denen wir dort begegnet sind, fehlt es meist an den grundlegendsten Dingen wie beispielsweise Zahnbürsten oder Seife. Ich kann mich auch nicht erinnern, in meinem Leben schon einmal so große Freude über eine Packung Taschentücher erlebt zu haben.
Wir hatten das Gefühl, dass das persönliche Verteilen von Hilfsgütern sehr wichtig ist. Anscheinend wissen nämlich viele der Flüchtlinge nicht, dass sie z.B. von der Caritas ebenfalls gewisse Dinge bekommen können. Der direkte Kontakt mit den Betroffenen hat uns auch deren aktuelle Bedürfnisse klar gemacht, sodass wir nach Abgabe der ersten "Charge" nochmals gezielt einkaufen fahren konnten. Dankenswerterweise konnten wir die erste Charge zur Hälfte über Spenden meiner Kollegen bei kapper.net finanzieren.
Wir möchten auf jeden Fall demnächst wieder nach Traiskirchen aufbrechen, um den Menschen dort zu helfen. Wer uns mit Tipps, Sach- oder Geldspenden unterstützen möchte, sei hiermit herzlich eingeladen, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Eine regelmäßig aktualisierte Liste mit Dingen, die in Traiskirchen benötigt werden gibt es unter [1], auch der Samariterbund und die Diakonie haben übersichtliche Seiten mit Dingen, die sie derzeit für ihre Flüchtlingsunterkünfte benötigen [2,3].
Selbstverständlich ist es auch sehr hilfreich, Zeit zu spenden. Traiskirchen ist sowohl öffentlich mittels der Wiener Lokalbahnen („Badner Bahn“, Station in Gehweite der Bundesbetreuungsstelle) als auch mit dem Auto gut zu erreichen. Die Menschen dort freuen sich auch einfach, wenn man mit ihnen Zeit verbringt. Wenn man dann z.B. bebilderte Wörterbücher mitbringt, kann man z.B. jungen Menschen ein paar Worte unserer Sprache beibringen. Oder man fragt einfach nur so banale Dinge wie „Woher kommst Du?“ oder „Bist Du alleine hier?“.
[1] https://docs.google.com/document/d/1Uqdhr_EHKHEPPzO73Kltzqz587dWddYzvXC3e7F0UzY/mobilebasic?pli=1
[2] http://www.samariterbund.net/aktion-menschlichkeit/sachspenden/
[3] http://diakonie.at/ich-moechte-helfen/sachspenden
p.s. Ich möchte mich hiermit bei allen haupt- und ehrenamtlichen Helfern, die sich bereits seit langem für die Flüchtlinge in unserem Land einsetzen, bedanken. Ihr leistet Großartiges und ohne Euch wäre Österreich ein deutlich weniger schönes Land. Lasst Euch auch vom Hass und der Hetze, die von einem Teil unserer Gesellschaft ausgeht, nicht entmutigen. In Wirklichkeit verdienen diese Menschen unser Mitleid, da ihnen ganz offensichtlich die Bildung fehlt.
Danke auch an alle, die die Flüchtlingsthematik in die sozialen Medien getragen haben. Durch die dortige Präsenz wurde mir erst bewusst, wie wichtig es ist, selbst aktiv zu werden.